Vom 23.10. bis 26.10.2025 unternahmen die beiden P-Seminare Stolpersteine digital“(2024/25) und „80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neuanfang in Kempten“ (2025/26) in Begleitung von Ralf Lienert, den Lehrkräften Matthias Heimler und Corinna Weber eine mehrtägige Exkursion zu den heutigen Gedenkstätten Flossenbürg, Theresienstadt (Tschechien) und besuchten die Städte Prag und Karlsbad. Ziel der Fahrt war es, die im Projektseminar behandelten Themenkomplexe „Nationalsozialismus und Holocaust“ und „Flucht und Vertreibung“ durch den Besuch authentischer Orte zu vertiefen und die historische Dimension der NS-Verbrechen greifbarer zu machen.

Ein Schülerbericht von Moritz Mißler (Q12):
Wenn man durch die Straßen der tschechischen Stadt Terezín läuft, bei herbstlichem Wind und wolkenverhangenem grauen Himmel, dann spürt man doch den Schatten der Geschichte, der auf diesem historischen Ort lastet. Besser bekannt ist Terezín unter dem deutschen Namen als Theresienstadt, das unter den Nationalsozialisten das größte Ghetto und KZ im annektierten Tschechien war. Der Nationalsozialismus und die Folgen aus Flucht und Vertreibung waren Thema unserer gemeinsamen Fahrt im Oktober. Zusammen durften wir - das P-Seminar Geschichte des Schuljahres 2024/25, das sich mit Kemptener Opfern des Holocaust beschäftigte, mit dem P-Seminar 2025/26, welches seinen Fokus in diesem Schuljahr auf Flucht und Vertreibung setzt - unter eben diesen Vorzeichen vier Tage durch Tschechien und Bayern fahren und dabei Orte der tschechischen und bayerischen Geschichte erkunden. Unseren ersten Stopp machten wir in der Gedenkstätte KZ Flossenbürg in der Oberpfalz, welches mit seinem wichtigen Granitsteinbruch als Arbeitslager diente. In großem Kontrast dazu stand am folgenden Tag der Besuch im ehemaligen Ghetto Theresienstadt, wobei man eigentlich von zwei Städten, ehemaligen Festungen aus dem 18. Jahrhundert sprechen muss. Während die kleinere Festung den Nationalsozialisten als Gestapo-Gefängnis vor allem für Widerstandskämpfer und politische Gegner diente, wurde die eigentliche Stadt als Ghetto für Jüdinnen und Juden umfunktioniert und die lokale Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Insgesamt durchliefen etwa 140.000 Jüdinnen und Juden das Ghetto, wobei nur etwa 19.000 überlebten. Natürlich hatten wir auch Zeit, uns das herbstliche Prag anzuschauen, bevor wir weiterfuhren nach Karlsbad, ein beliebter Kurort im Nordwesten Tschechiens. Auch dort lag unser Fokus beim Besuch im Museum der Stadtgeschichte auf der Geschichte um die NS-Zeit. Hervorgehoben wurde hierbei die Vertreibung Tausender der sogenannten Sudetendeutschen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Und schließlich war unsere letzte Station auf der Rückfahrt das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg. In diesem modernen Museum fanden wir auch wieder die Spuren dieser Flucht nach dem Zweiten Weltkrieg, diesmal aus deutscher Perspektive. Diese enge Verflechtung der deutsch-tschechischen Geschichte kam auf unserer Reise sehr gut zum Vorschein. Zusammen mit dem hautnahen Erleben historisch aufgeladener Orte, waren diese vier Tage eine außerordentlich bereichernde Zeit und eine tolle Weise, Geschichte zu erleben. Die Exkursion nach Tschechien war für alle Teilnehmenden eine tief bewegende und lehrreiche Erfahrung. Sie vermittelte nicht nur historische Fakten, sondern auch ein Bewusstsein für Verantwortung und Menschlichkeit. Der Besuch der Gedenkorte zeigte, dass Erinnerungskultur eine wesentliche Grundlage für ein friedliches und demokratisches Zusammenleben bleibt. Das Wachhalten der Erinnerung ist wichtig, um sich gegen jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Intoleranz zu engagieren.