Tag 1: Vom Bahnstreik bis zur Anreise ins „Loch"
Mit verschlafenen Augen und mit Rucksäcken bepackt trafen sich 12 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften am Sonntag, den 19. Oktober 2014, um 6:30 Uhr am Kemptner Hauptbahnhof, um ihre Studienfahrt nach Altena (Westfalen) anzutreten.
Obwohl die Bahn streikte, hatten wir dank der Lehrer trotzdem eine gute Zugverbindung und eine angenehme Fahrt. Dies war schon die erste Heldentat unserer Lehrkräfte, da sie zwei Stunden am Schalter standen und uns eine Zugverbindung mit gut drei Stunden Umweg organisierten. Also fuhren wir von Kempten nach Ulm über München. Aber die Fahrt war super und wir hatten alle unseren Spaß, sei es beim Kartenspielen, Chipstüten leeren oder beim Lösen von Kreuzworträtseln auf dem Handy.
Zur Begrüßung in Altena lernten wir den „wunderschönen, top gepflegten" Bahnhof mit „beeindruckenden Düften" kennen.

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In Altena liefen wir mit letzter Kraft nach oben zur Burg, in der sich unsere Herberge befand.

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Dort mussten wir feststellen, dass wir die nächsten Tage eine Art Survivaltraining absolvieren müssten, da sich die Duschen außerhalb des Gebäudes befanden, und dass es in den Bettlaken nur so von toten, kleinen, sechsbeinigen Tierchen wimmelte. Wie auch immer, es war trotzdem cool und wir bekamen sogar am Sonntagabend in dem ausgestorbenen Kaff etwas zum Essen.
Da wir für dreieinhalb Zimmer nur drei Schlüssel hatten, mussten die Lehrer draußen im Regen warten und uns Schüler zum Duschen lassen, das heißt, wir mussten einzeln die "Gefängniszelle" verlassen, da entweder das Wasser ansonsten eiskalt war oder nur ein Rinnsal an kochender Brühe aus dem mit Spinnen verhangenen Duschkopf kam.

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Also vertrieben wir uns mal wieder die Zeit mit vergilbten Unokarten, die die Herberge zu bieten hatte. Geschlafen haben wir relativ gut, bis eine nervige Kirche im Ort um sieben Uhr anfing, wie verrückt zu bimmeln.
Tag 2: Besuch der Ruhruniversität in Bochum und der Phänomania in Essen
Das Frühstück schmeckte allen gut und die Auswahl war auch nicht schlecht. Um 8:45 Uhr liefen wir dann zu dem etwas anderen Bahnhof, um mit dem Zug nach Witten zu fahren.

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Von dort aus fuhren wir mit dem Bus zur Ruhruniversität in Bochum, in der wir unsere erste mathematische Ausstellung besichtigten. Dort war alles dabei: mathematische Puzzles, Würfelrätsel, Wiegen von Flächen, Knacken von Geheimcodes, ... . Das Highlight war die Riesenseifenblase, in der man stehen konnte.

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Danach aßen wir in der für die Universität ungewöhnlich modernen Mensa Mittag, bevor wir in die Phänomania nach Essen fuhren. Dort sahen wir weitere interessante Ausstellungsexponate, die nicht nur mit Mathematik, sondern auch mit Physik zu tun hatten: optische Täuschungen, Chladnische Klangfiguren,

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verschiedene Versuche zur Schallausbreitung, diverse Pendel ... Auch auf dem Außengelände gab es Vieles zu entdecken, wie z.B. einen riesigen Stein, den man mit nur einem Finger bewegen konnte, Schaukeln als gekoppeltes Pendel

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oder ein Dodekaeder aus Holz, auf dem man wie ein Kleinkind klettern konnte.

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Da die Lehrer sich nicht vom Spielplatz trennen wollten, dauerte es etwas, bis wir alle „in die Pötte kamen" (eine Übersetzungshilfe RuhrpottSlang-Bayrisch war für manche nötig) und in die Innenstadt von Essen fuhren, um dort etwas zu essen. Von dort aus ging es dann wieder mit dem Zug zurück ins „wunderschöne" Altena. Dort bedienten sich die einen einer kochend heißen oder eiskalten Dusche, während andere für ihr Leben lernten.
Ach ja, wir haben Uno gespielt in dem etwas deformierten Raum der Herberge und Herr Farca musste aufgrund von anderen und Eigenverschulden 18 Karten ziehen, wurde aber trotzdem Dritter von fünf Leuten. Aber er hat es uns verziehen, da er sich auf Anregung von Frau Breitkopf und Frau Schedl eine „richtig geile Lederjacke" gekauft hatte und sich durch diese Freude sogar seine Abneigung gegenüber Altena ein klein wenig verzog.
Tag 3: Besuch des Mathematikums in Gießen
Um 08:00 Uhr gab's natürlich Frühstück und um 09:15 Uhr liefen wir wieder zum „sauberen, modernen und vernünftig überdachten" Bahnhof, um mit dem Zug nach Gießen ins Mathematikum zu fahren.

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Aber der Zug hatte so seine Nachteile, denn es war verdammt gefährlich dort auf's Klo zu gehen, da die Wahrscheinlichkeit, dass man wieder heraus kommt, relativ gering war. Auch die Aussicht aus dem Zug war sehr eintönig, nämlich grün. Grün mit rostrotem Stahl.

In Gießen angekommen ging es direkt ins Mathematikum, in dem wir viele tolle Exponate bestaunen konnten. Es war so viel, dass zwei Stunden für die gesamte Ausstellung ziemlich knapp waren. Während die einen spielerisch mathematische Körper erforschten,

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die anderen mit Hilfe einer Parabel multiplizierten, befassten sich andere mit der sphärischen Geometrie.

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Anschließend konnten wir noch Fragen stellen, und wir erfuhren, dass z.B. ein Exponat über 1000 € wert war.
Bevor es mit dem Zug wieder nach Altena zurückging, hatten wir noch Zeit, die Innenstadt von Gießen zu erkunden.
In Altena schüttete es zur Begrüßung. Wegen des heftigen Regens rannten wir nahezu zur Burg hoch, während eine andere Gruppe zum Fußballschauen ging. Die Lehrer testeten das Burgrestaurant und wir machten Resteessen mit Knäckebrot, Lebkuchen und Cookies.
Nebenbei lernte man auch Pokerspielen, wobei das System mit den Variablen durchaus bizarr war. Die Nacht war so richtig kalt und es war erstaunlich, dass die Burg noch stand, da es durch so ziemlich jedes Fenster pfiff und auch die Türen gefährlich schwankten.
Tag 4: Besuch der Phänomenta in Lüdenscheid
Nach dem Frühstück kämpften wir uns todesmutig gegen den Wind zur Bushaltestelle durch, die zum Überraschen aller überdacht war.

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Der Bus hatte eine typische Bus-Verspätung, aber immerhin bekamen alle einen Sitzplatz.
In Lüdenscheid besichtigten wir die Phänomenta. Allerdings war es schade, dass wir nicht alle Exponate zu Gesicht bekamen, da dort gerade umgebaut wurde. Obwohl die meisten Exponate einen physikalischen Hintergrund hatten, holten wir uns Anregungen und Ideen für unsere eigene Ausstellung. Faszinierend war ein Plastikball, der mit Hilfe eines Gebläses einfach so im Raum schwebte und der sich ohne jegliche Berührung innerhalb des Raumes verschieben ließ. Sportliche Betätigung war an einer Kältemaschine möglich, bei der der Wärmetauscher von Raumtemperatur auf eine Temperatur von 1,6 °C gesenkt werden konnte,

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sowie an einem Flaschenzug, mit dem ein sehr schwerer Betonklotz über ein Holzbrett gezogen werden musste.

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Einige aßen noch etwas in der Cafeteria, während andere schon anfingen, sich Gedanken zu machen, wie man all die gesammelten Eindrücke sinnvoll, simpel und sparsam umsetzten könnte.
Um mit dem Bus nach Iserlohn zu fahren, waren wir gezwungen durch diese "Affenhitze" bei gefühlten 30°C (wohl eher im negativen Bereich) zu der Bushaltestelle zu laufen, an der Herr Farca wieder mal versuchte, seine Hanutas mit dem Argument: „Oh, Hanuta geht immer!" loszuwerden. Es wurde mit dem Wort Rhombenikosidodekaeder umeinander geworfen und irgendwann zählten wir aus Langeweile platonische und archimedische Körper auf. Aber der Bus erlöste uns mit 5 Minuten Verspätung von unserem notgedrungenen Gespräch.
So fuhren wir mit dem Bus durch das triste Grün und bewunderten die Schönheit Altenas. Nebenbei in Altena gibt's Netto, Aldi, Tankstelle Aral, zwei Dönerbuden, Metzger, Getränkeladen, Bäcker, 2 Kreisverkehre, eine Burg und ganz wichtig den Souvenirshop, das Drahtmuseum, das Taxiunternehmen und den „schönsten" Bahnhof der Welt.
In Iserlohn chillten wir uns durch die Innenstadt und retteten uns vor der Kälte in sämtliche Cafés. Um halb sechs trafen wir uns dann wieder am Rathausplatz, um zum Abschluss gemeinsam essen zu gehen. In dem Restaurant war Burgertag. Das Restaurant war durchaus gewöhnungsbedürftig, da es im Halloweenstyle eingerichtet gewesen ist, aber der Kellner war engagiert und sympathisch. Es war auch ziemlich cool, dass wir einen Raum nur für uns hatten. Die Burger schmeckten fantastisch und waren zudem sehr preisgünstig.
Nachdem alle bezahlt hatten, liefen wir wieder zum Zug, mit dem wir zurück in die „Stadt" fuhren. Einmal durch die Unterführung durch, zur Burg durch das Dunkel hindurch nach oben und unter die Dusche hieß es für die einen, während die anderen interessiert oder unaufmerksam den 4:0 Sieg des BVB in einer Kneipe anschauten. Oben in der Burg wurde das Zimmer gerockt - nämlich mit Spekulatius, Musik wie dem Imperial March und Wizardkarten.

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Dann ging es ein letztes Mal in die mehr oder weniger angenehmen Federn und gute Nacht.
Tag 5: Die Rückfahrt – An wie vielen Bahnhöfen kann man auf dem Weg bis Kempten umsteigen?

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Vor unserem Sieben Uhr Frühstück packten wir unsere Taschen und zogen unsere Betten ab für den Fall, dass sie sich sowieso nicht schon die ganze Zeit in diesem Zustand befanden. Nach der Stärkung wurden letzte Erinnerungen an „Das Loch" geschossen und die Zimmer noch mal gekehrt.

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Als Frau Breitkopf die Schlüssel abgab, wurde ihr ein „Bis zum nächsten Mal" gewünscht, worauf hin wir die Beine in die Hand nahmen und zum Bahnhof liefen.

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Zum letzten Mal inhalierten wir die Düfte des Altenaer Bahnhofs und begutachteten nochmals dessen Schönheit.
Aus dem Zug wurden wir in Finnentrop leider rausgeworfen, da wegen eines Stellwerkausfalls die Strecke nicht befahrbar war. Das Problem an der Sache war leider nur, dass wir unseren Anschlusszug nicht mehr bekamen, dementsprechend dumm in der Gegend rumstanden und die Lehrer vollen Einsatz zeigten, um uns einen Zug zu suchen, mit dem wir heute noch nach Hause kommen sollten.
Geplant war, dass wir mit einem Zug zurück nach Hagen fuhren, von dort aus einen IC nach Köln nehmen und dann mit einem ICE weiterfahren sollten. Was daraus werden sollte, war unklar, denn irgendwie hatten so ziemlich alle Züge Verspätung.
Wir schluckten jetzt einfach mal die Situation und standen hier bei ca. 5 °C am Bahnhof und warteten. Ok, Planänderung, der Zug nach Hagen hatte 30 Minuten Verspätung und der andere dorthin entfiel komplett. Aktuell waren wir schon bei einer Stunde Verspätung und wieder dabei, von Gleis 1 auf Gleis 2 zu laufen, um mit dem Zug nach Hagen zu fahren.
So, der Zug nach Hagen von hier sollte leider laut Durchsage auch nicht fahren, aber welch ein Wunder, kaum waren wir eingestiegen, fuhr der Zug los. Und jetzt fuhren wir wirklich zum letzten Mal durch Altena, das hofften wir zumindest.
Dann standen wir in Hagen und warteten auf unseren Zug nach Köln, der schon 15 Minuten Verspätung hatte. Diese Pause wurde weitgehend dafür genutzt, um etwas Essbares aufzutreiben und um mit dem Aufzug zu fahren.

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Da wir im IC keine Reservierungen hatten, machten wir Bodenparty, setzten uns einfach so zu irgendwelchen Leuten und freuten uns darüber, dass wir es bequem hatten. Wegen der Verspätung konnten wir unseren Anschlusszug nicht erreichen, aber der Schaffner hatte gesagt, wir kämen vor Mitternacht an. Von Köln aus fuhren wir von Gleis 4 mit dem ICE nach Frankfurt am Main, in dem wir sogar alle einen Sitzplatz im selben Wagon hatten. Es hieß, dass wir gegen 17:07 Uhr in Kempten ankommen sollten, wenn alles glatt ginge. Von da an fuhren wir nach dem Motto „Wird schon schief gehen" weiter und freuten uns nach wie vor, dass wir schon mal aus dem „Loch" raus gekommen waren. Nur die Fahrt war nicht so spannend, weil hier im Zug tote Hose war.
Als es gerade so richtig gemütlich wurde, mussten wir leider schon wieder umsteigen, da wir den Frankfurter Flughafen erreichten. Sportlich ging es dort die Rolltreppen nach oben und dann wieder runter auf Gleis 6, an dem unser ICE nach Stuttgart überraschenderweise mit 15 Minuten Verspätung ankam. Jedenfalls hatten wir wieder einen Sitzplatz, Knäckebrot, Thunfischsalat und Schokokekse.
In Mannheim ließ die Sonne grüßen und auch sonst merkte man, dass der Süden Deutschlands näher rückte, da die Städte wieder modern aussahen.
Den folgenden Zug sollten wir in Stuttgart voraussichtlich noch erreichen, da dieser ebenfalls 10 Minuten Verspätung hatte und ein Schaffnerwechsel stattfinden sollte.
Ok, den Zug sollten wir wohl doch nicht mehr schaffen, weil wir außerplanmäßig hielten und das drei Minuten vor dem Bahnhof. Schließlich fuhren wir im Schneckentempo in den Bahnhof ein, wo uns der nächste Zug vor unserer Nase davon fuhr, also entschieden wir uns dazu, mit dem ICE nach Ulm zu fahren, wo wir unseren Anschlusszug mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erreichen würden, weshalb die Lehrer schon mal die Alternative suchten. Also sollten wir vermutlich um 17:56 Uhr in Kempten sein und nicht wie ursprünglich gegen 15:26 Uhr.
In diesem ICE hatten nicht alle einen Sitzplatz, aber vermutlich war das das geringste Problem zu dieser Stunde. Die Lehrer dachten optimistisch und waren davon überzeugt, dass wir noch den frühen Zug in Ulm erwischen könnten, wobei das keiner so recht glauben konnte. Die Jungs schlossen schon Wetten über den Zeitpunkt unserer Ankunft in Kempten ab.
Die Lehrer hatten Recht - wir saßen im Zug nach Kempten bzw. wir standen oder machten Bodenparty. Da es der erste geplante Zug war, den wir erwischt hatten, konnten es alle noch nicht fassen. So gaben wir im Zug unsere Ideen zu den Exponaten, die wir selbst bauen wollten, an die Lehrer weiter. Aber irgendwie waren jetzt alle total am Ende und jeder war froh, den 6. Zug am heutigen Tage zu verlassen.
Der Triumph des Tages:
Das Aussteigen am Kemptner Hauptbahnhof!
Der Abschied verlief mit einem schmerzlosen „Bis Morgen in der Schule" und jeder ging seines Weges.
Final lässt sich mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, dass diese Fahrt einfach nur der Hammer war und man gelernt hat, mit Spaß und Humor zu lernen. Mit anderen Worten: Diese Fahrt hat sich total rentiert und wir würden unter einigen Umständen das „bis zum nächsten Mal" vielleicht überdenken.
Hiermit ein RIESENGROßES DANKESCHÖN an alle, die uns die Fahrt ermöglicht haben von der Schulleitung bis hin zu den Eltern und vor allem natürlich unseren Organisatoren, den Begleitpersonen, den Kartenlesern, den Hauptmännern und -frauen des Survivaltrups, den Lehrkräften: Frau Breitkopf, Herrn Farca und Frau Schedl.
Danke!

Mitfahrer/innen:
Bestler Benjamin
Busse Miriam
Deinzer Alexander
Duss Nils
Huber Viktoria
Kehle Dennis
Knestel Elena
Müller Kilian
Rupp Anja
Schneid Niklas
Wagner Felix
Wölfle Niklas

C. BREITKOPF
A. FARCA
G. SCHEDL
Geschrieben von Viktoria Huber

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